Mittwoch, 28. Oktober 2015

NEPAL // Airconditioning of the Gods






Seit ich nach Kathmandu gezogen pendle ich nun jeden Tag nach Banepa zur Arbeit.
Vielleicht habe ich vergessen zu erwähnen, dass ich nach Kathmandu gezogen bin? Auf jeden Fall wohne ich jetzt seit Anfang Oktober hier. Mit 2 Mädels und 2 Katzen und einer Veranda. Es ist der Wahnsinn. Vor allem wenn noch 3 Leute in unserem Wohnzimmer campieren ;)

Naja zurück zum Busfahren. 
Um 6 laufe ich zur Bushaltestelle und dann sitze ich im Durchschnitt 2,5 Stunden im Bus. Für 25 km. One Way. 
Das Krankenhaus stellt einen Bus, was gerade jetzt in der Benzinkriese das größte Glück ist, da kaum öffentliche Busse fahren und wenn, dann sind sie so überfüllt , dass teilweise die Türen nur noch lose außen dran hängen. Da wird einem regelrecht die Luft aus den Lungen gepresst. Also laufe ich meistens. Sogar die Polzei bietet ihre Hilfe an und karrt nun jeden Tag in ihren offenen Trucks Menschen von A nach B. Man kann auch einfach wildfremde Menschen auf Motorrädern anhalten, die von irgendwo noch ein Tröpfchen Benzin übrig haben, damit sie einen ein paar Meter mitnehmen. (Keinen Helm zu haben ist kein Problem, in Nepal braucht nur der Fahrer einen Helm). 

Unser Bus ist fast leer wenn ich einsteige, aber weil nicht einmal mehr die Hälfte der Busse in KTM fährt, füllt er sich recht schnell. Irgendwann wechsle ich dann von meinem Sitz auf den Motor gleich rechts neben dem Schaltknüppel. 
Dann ist der ganze Bus besorgt und versucht mich umzustimmen damit ich auf meinem Platz sitzen bleibe. Es ist jeden Morgen das gleiche Spiel. 
Ich grinse einfach breit und sage, dass das mein Lieblingsplatz ist, weil ich dann all die schönen Gesichter sehe. Während ich das sage dröhnt der Motor unter mir und verbrennt mir halb meinen Allerwertesten. Ich fange an zu schwitzen und neben der Lenkrad fängt es an zu qualmen. Busfahren in Nepal muss man einfach lieben. Aber man braucht Kraft ;)

Fast jeden Morgen müssen wir an der gleichen Stelle anhalten. Den Berg schafft der Bus einfach nicht. Dann wird erst Mal Wasser rumgereicht um den Motor zu kühlen, es wird im Leerlauf krass aufs Gas gedrückt, hier und da was gewerkelt und dann läuft das Ding wieder. Mein Hintern wird immer heißer, aber irgendwann geht die Fahrt weiter. Wenn wir dann nicht im Stau stecken bleiben, der durch die unendlich langen Bus-, Motorrad- und Taxikolonnen entsteht die tagelang anstehen um ihre 3 l Benzin zu komplett überteuerten Preisen zu kaufen. 

Generell ist Busfahren in Nepal einfach unglaublich spannend. Es gibt nichts was es nicht gibt, Tiere, 4 Menschen auf einem einzigen Sitz, Microbusse die so vollgestopft sind, dass die Türen ausgehängt sind und nur noch vom Whistler (bei dem man die Fahrt zahlt und den Bus mit Pfeifen durch den Verkehr steuert) festgehalten wird damit sie während der Fahrt nicht wegfliegt, kompletter Hausrat mit Menschen und Babys auf dem Dach (airconditioning of the Gods ;)  und coole Jungs und ältere Damen die sich mit nur einer Hand außen am Bus festhalten (microsurfing). 

Es hört sich an wie ein Kampf, bei dem es darum geht einen Platz zu ergattern. Hatt man sich den vorerst jedoch gesichert, ist es bemerkenswert wie sehr alle füreinander im Bus sorgen. Alle die einen der raren Sitzplätze ergattert haben helfen wo es nur geht. Eier werden herumgereicht, beim Einsteigen gibt man seine vollgepackten Taschen an die Sitzenden ab und auch die Kinder werden den Mitfahrenden anvertraut. Es ist ganz einfach. Gib niemals deine Sitzplatz her, aber tue alles um den anderen die Fahrt so angegenehm wie möglich zu machen. So bietet man Eltern mit Kindern also nicht den Platz an, sondern nimmt die Kinder auf den Schoß. Die Kleinen sind's gewohnt, die Eltern haben Vertrauen und die Kids schlafen nach 2 Minuten ein. 

Das ganze steht in hartem Kontrast zur Nutzung der Öffis in Europa. Rempelt man zufälligerweise jemanden an, wenn der Bus bremst, entschuldigt man sich sofort. Ist die Bahn so voll dass man die Körper anderer Menschen fühlt, wünscht man sich dass die Fahrt schnellstens vorbei ist und fremde Menschen vertrauen einem ganz bestimmt nicht ihre Kinder an, sondern starren so lange und böse bis man seinen Sitz hergibt, wenn man das nicht eh schon längst aus Respekt getan hat. 


Ja... Busfahren in Nepal :)

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