Gestern bin ich um 9:00 Uhr aus dem Haus gegangen. Ich hatte vor von Banepa über Nala nach Nagarkot zu wandern. Von dort aus soll man wohl eine Wahnsinnsaussicht über das Himalayagebirge haben. Well, that didn't happen.
Erstens: meine Orientierung ohne gescheite Karte ist beschissen.
Zweitens: der Himmel war wolkenverhangen.
Drittens...
Nachdem ich auf der Strecke nach Nagarkot eine kurze Rast eingelegt habe, wollte ich weiter. Eine Frau und ein Mann gehen in die gleiche Richtung. Die Frau spricht mich an und wir sprechen mit Händen und Füßen, meinen drei Wörtern Nepali und ihren drei Wörtern Englisch über das Wetter und die Hitze.
Nach kurzer Zeit habe ich verstanden, dass es bis nach Nagarkot noch 2 Stunden dauert, dass das Haus der beiden auf der Strecke liegt, aber vom Erdbeben zerstört wurde und dass der Mann zwei Söhne hat die ein Stipendium haben und die besten an der Schule sind.
Wir laufen schweigend weiter und kommen dann zu ihrem Haus. Es
liegt im Hang, ein Holzgerüst mit Plastikplane. Er zeigt mir wo das Haus
einmal stand und was passiert ist.
Die Frau lädt mich zum Essen ein.
Ich zögere kurz, verfalle in Vorurteile. Und rudere ganz schnell zurück. Das einzige was passieren kann, ist das sie mich nach Geld fragen, was das normalste der Welt wäre.
Ich nehme die Einladung dankend an.
Wir sitzen auf dem Lehmboden der Hütte und mir wird Wasser angeboten. Man treibt sogar einen Becher für mich auf.
In der Hütte sitzt noch die Großmutter und die Frau des Mannes. Sie fragt mich ob ich Tee trinke möchte. Ich bejahe und bin froh über die paar Wörter Nepali die ich kann. Ich schaffe es immerhin ihr zu erklären, dass ich 'khalo chia' möchte, Schwarzen Tee ohne Milch.
Der Bruder des Mannes und sein Sohn betreten die Hütte. Ich bin überrascht, der Bruder spricht Englisch. Wir unterhalten uns und er übersetzt für mich.
Er erzählt mir, dass er fünf Jahre lang in Afghanistan als Koch für Soldaten gearbeitet hat. Er sei wiedergekommen, weil er die Angst, dass er seine Familie nie wiedersehen könnte nicht ausgehalten hat.
Seine Freunde aus Europa aus seiner Zeit im Krieg helfen den beiden Söhnen seines Bruders und finanzieren ihnen die Schule.
Während wir reden, wird das Essen vorbereitet. Wieder kramt man irgendwo einen Löffel für mich hervor und wir essen gemeinsam. Sie wollen mir mehr auftun, aber ich weiß jetzt schon nicht wie ich diesen ganzen Teller schaffen soll.
Nach dem Essen frage ich sie ob ich ein paar Fotos von ihnen schießen darf. Der Bruder gibt mir seine Mailadresse, damit ich sie ihm schicken kann.
Wir reden über dies und das.
Als ich aufbrechen will, frage ich den Bruder wie ich mich für das Essen und die Gastfreundschaft bedanken kann. Er übersetzt mir 'Vielen Dank für das Essen' ins Nepalesische. Ich schaue ihn an. Ich bedanke mich bei allen und wende mich noch einmal an den Bruder und frage ihn wie ich mich erkenntlich zeigen kann.
'You are our friend, our guest. No need for money.'
Ich schlucke meine Tränen runter.
Diese Menschen haben nicht viel, aber was sie haben, das teilen sie mit offenem Herzen.
Sie haben mich eingeladen um mit mir zu teilen, was zu teilen da war, als Gast, als Freundin, als Schwester.
Ich bedanke mich, wir schütteln uns die Hand und sie beten mich wiederzukommen. Dann vielleicht ein sogar paar Tage?
Ich mache mich wieder auf den Weg nach Banepa. Um nach Nagarkot zu laufen war es nun schon zu spät.
Ich laufe den Weg nach Banepa entlang mit dem Bewusstsein, dass dieser Tag etwas ganz besonderes ist und es immer bleiben wird.
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