Dienstag, 29. September 2015

NEPAL // Constitution

In Nepal geht es gerade ein bisschen ab.


Seit am Sonntag die neue Konstitution gestimmt wurde, geht es hier drunter und drüber. Einige sind einfach nur erleichtert, dass Nepal endlich eine Konstitution hat und andere sind darüber richtig verärgert. Vor allem im Süden, im Terai sind die Menschen sehr unzufrieden. Hier werden unterschiedliche ethnische Gruppen durch das Inkrafttreten der Aufteilung des Landes in 7 Distrikte gesplittet. Auch die Rechte der Frauen werden nicht wirklich gewart.

Seit ein paar Monaten gibt es kaum mehr Benzin in Nepal, seit ein paar Tagen jedoch ist Schluss. Die Trucks aus Indien kommen nicht mehr über die Grenze durch die Terairegion ins Landesinnere.

Was das bedeutet?

 Auf der Makroebene bedeutet das,
dass im Süden des Landes die Menschen ihren Frust über die ungerechte Konstitution so zum Ausdruck bringen, dass sie die Straßen die von Indien nach Nepal führen blockieren um Druck auf die aktuelle Regierung auszuüben. Nepal ist abhängig von Indien was Importgüter wie Benzin, Gas, Lebensmittel, wie Zucker und Salz sowie Medikamente angeht. Eine Woche sollten Nepals Vorräte noch reichen, dann wird es womöglich problematisch werden. Die Blockade führt allerdings nicht nur dazu, dass keine neue Ware mehr ins Land kommt, sondern auch, dass die Preise der Lebensmittel, des Gases und Benzins in die Höhe schnellen werden.

Auf der Mikroebene bedeutet das, dass es eine extrem hohe Militärpräsenz in Kathmandu-City gibt, vor den Tankstellen steht das Militär mit seinen Maschinengewehren. Ich habe noch nie solche Autokolonnen gesehen die alle anstanden um ein paar Liter Benzin zu zapfen, denn mehr gibt es nicht und natürlich zahlt man dafür einen deftigen Preis. Seit Sonntag dürfen nun auch nur noch an bestimmten Tagen jeweils Autos mit geraden, an anderen Tagen Autos mit ungeraden Nummernschildern tanken. 3 Liter pro Fahrbaren Untersatz... Stacheldrahtzäune stehen bereit um die Massen vor den Tankstellen zurückzuhalten und die Straßen an sich sind komplett leer. Zu endlosen Staus kommt es trotzdem durch die kilometerlangen Schlangen vor den Tankstellen, wo Menschen ihren kompletten Tag und oft auch die Nacht damit verbringen auf Benzin zu warten. 



Auch Kerosin wird knapp und einige Flüge wurden schon gestrichen.

Für Taxisfahrer bedeutet das, sie können nicht arbeiten, für Schulkinder bedeutet das, sie können vielleicht nicht zur Schule gehen, weil der Bus der sie bringt a) nicht fahren darf oder b) keinen Sprit hat.

Für uns im Krankenhaus bedeutet das, dass unsere Arbeitszeiten von zwei Schichten auf eine Schicht abgeändert wurden,damit der Bus des Krankenhauses von Kathmandu nach Banepa nur zweimal am Tag fahren muss und Sprit sparen kann. Es bedeutet auch, dass viele Operationen der Kinder nicht stattfinden können, weil die zuständigen Ärzte nicht nach Banepa reisen können. Und auch für die Kinder gibt es keine Möglichkeit ins Krankenhaus  zu kommen. Für ein paar Tagen werden die Gasvorräte zum Kochen noch reichen, für den Fall, dass die Lage sich aber zuspitzen sollte hat man angefangen Feuerholz zu schlagen, damit weiterhin für die Kinder gekocht werden kann. Blut gespendet wurde auch. Normalerweise bekommt das Krankenhaus die Blutkonserven vom Roten Kreuz. Da man sich aber gerade nicht darauf verlassen kann, dass überhaupt irgendetwas mit einem fahrbaren Untersatz ankommt, sorgen sie für die OP's morgen vor.


Es ist irgendwie verrückt und irgendwie auch sehr spannend zu sehen wie die  Menschen mit der Situation umgehen. Ändern kann man an der Situation eh nichts, also bleiben die meisten Leute entspannt und versuchen sich so gut wie möglich vorzubereiten.

Ich möchte auch betonen, dass ich keineswegs Kritik an der Blockade ausüben möchte. Ich denke, dass es gut und wichtig ist, dass der Nepalesischen Regierung die Stirn geboten wird, denn als eine Demokratie würde ich das aktuelle politische System nicht betiteln wollen. Lustig ist jedoch auch, dass die Nepalesische Regierung das Ganze so darstellt, als würde die Blockade noch vor der Nepalesischen Grenze stattfinden und Indien wäre der Bösewicht und Urheber der Blockade. Die Internationalen Medien interpretieren das Ganze etwas anders. 


Wenn ihr auf die Links klickt gibt es mehr Infos:

http://www.bbc.com/news/world-asia-34280015
http://kathmandupost.ekantipur.com/news/2015-09-15/ca-snubs-proposal-for-gender-friendly-citizenship-provisions.html
http://www.bbc.com/news/world-asia-34348173
http://abcnews.go.com/International/wireStory/protests-nepal-causing-shortages-gasoline-medicine-34035520
http://www.focus.de/politik/ausland/demonstrationen-kein-kerosin-mehr-in-nepal-wegen-protesten_id_4978735.html
http://www.nepalitimes.com/blogs/thebrief/2015/09/29/8-international-laws-violated/
http://www.nepalitimes.com/blogs/thebrief/2015/09/29/tarai-talks/

Donnerstag, 24. September 2015

NEPAL // A weekend in Chitlang

Bilder von einem Wochenende als ich mit meiner neuen Mitbewohnerin und zwei nepalesischen Freundinnen zwei Tage langin der Cjitlang Area gewandert bin.


Die blutige Rose wurde mir im Tempel ins Haar gesteckt. 
Das Blut stammt von einer Ziege die zu einem besonderen Anlass dort geopfert wurde.


Die Busfahrt zurück ins stickige Kathmandu war die schönste (und wahrscheinlich auch die gefährlichste) die ich je erlebt habe!)Und ja ich trage auch manchmal eine Maske. Der ganze Staub ist sonst nicht auszuhalten.)

Sonntag, 20. September 2015

NEPAL // Children I




Das Leben erklärt von einem Kind

die kinder erzählen geschichten mit ihren augen. 
in ihnen liegt alles. 
die ganze wahrheit.
manchmal schauen diese augen durch mich hindurch 
in mein tiefstes innerstes.
ich frage mich jedesmal wie sie es schaffen
mich mit ihren augen zu berühren.
und ich wende den blick ab.
ich kann ihm selten stand halten
diesem blick
der sieht was andere niemals zu gesicht bekommen.
der blick fühlt dass ich durcheinander bin.

denk nicht daran was dich traurig macht
 sondern denke daran was dir freude bereitet.
das leben ist kostbar.
lebe dein leben.

erklärt von einem Kind.

Dienstag, 15. September 2015

NEPAL // Teej Festival at work

Teej, ein Fest aus dem Hinduismus ist das Fest der Frauen und wird eigentlich erst am Mittwoch, am dritten Tag nach Neumond (oder Vollmond) gefeiert.
Im HRDC haben wir jedoch schon am Montag zusammen mit den Kindern ein kleines Fest organisiert. Viele der Frauen werden am Tag vor Teej fasten und am selben Tag dann (Mittwoch) frei nehmen um mit ihren weiblichen Verwandten und Freundinnen zu feiern.

Alle Frauen tragen traditionsgemäß an diesem Tag einen roten Saree. Es ist üblich sich jedes Jahr einen neuen Saree zu kaufen um den alten in Erinnerung zu behalten. 


Ich wurde also auch zum ersten Mal in meinem Leben in die Wickeltechnik eines Sarees eingewiesen. Man braucht ein bisschen Geduld... und ganz viele Sicherheitsnadeln. Oh, und jemanden der einem beim Schminken hilft!


Das ist die Frau mit dem schönsten Saree den ich an dem Tag gesehen habe!

Teej dauert drei Tage. Wie bereits gesagt, ist es das Fest der Frauen. Drei Tage lang vergessen sie ihre Sorgen, lassen den Alltagsstress hinter sich und tanzen, singen und genießen. Am ersten Tag bereiten die Männer, oft sind es die Brüder Essen zu. Unzählige Süßigkeiten, für manche Kasten Fleisch und eine Unmenge an Leckereien. Man sagt, um Platz für das Essen zu schaffen müssen die Frauen dazwischen tanzen. 

Ab Mitternacht jedoch hören die Frauen auf zu essen und die Fastenzeit beginnt. Sie möchte damit der Göttin Parvati huldigen die große Bürden für ihren Gatten Shiva auf sich genommen hat. Auf diese Art beten sie für ein langes Leben des Ehemannes oder, für den Fall, dass man Single ist dafür endlich den Richtigen zu treffen.
Am dritten Tag dann beten die Frauen für ein langes Leben ihrer (zukünftigen) Ehegatten. 


Damu, bei ihm wohne ich.


Seine Frau, Sumi.



Die Mädels machen sich hübsch.


Diese Armreifen sind aus Glas und dürfen nicht zerbrechen bevor der Ehemann stirbt.
Stirbt er, muss man einen Stein nehmen und sie zerschlagen.


Ehm, jap, alle tragen hochhackige Schuhe, außer ich.


Das Tanzen hat echt Spaß gemacht. 
Ich glaube vor allem denen die mir dabei zuschauen durften ;)


Man kann diesen Frauen allesamt ansehen, dass sie sich wohl in ihrem Körper fühlen. Sie schauen sich im Nachhinein die Fotos an und reden darüber, was für ein tolles Fest es gewesen ist und wie schön alle getanzt haben. In Europa würden alle erst mal auf ihre Bäuche starren, beschämt wegkuken und sich dann ganz fest vornehmen nächste Woche Sport zu treiben und unbedingt Diät zu machen. 

Ich hoffe ich kann etwas von dieser Lebensfreude mit nach Hause bringen.



Tara, der wundervollste Mensch der mir bisher in Nepal begegnet ist. Sie war als junges Mädchen selbst Patientin im HRDC, jetzt arbeite ich gemeinsam mit ihr im Kindergarten und im Playroom des Krankenhauses.


P.S. Bis auf zwei, drei Fotos wurden alle Fotos die man hier sieht von den Kindern selbst geschossen.